gedanken & gänge.
flanieren in einer anderen straße




Thema: Eine ethnografische Erforschung der Berliner Karl-Marx-Allee (Bachelorarbeit)
Studiengang: Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation, Universität der Künste Berlin
Betreuer: Prof. Dr. Stephan Porombka / Prof. Dr. Thomas Düllo
Text, Layout, Fotografien: Alexandra Horndasch
Illustrationen: Hanna Schröder
prolog.


Diese Arbeit begann im April 2017. Zumindest unbewusst, denn ich zog in eine Seitenstraße der Berliner Karl-Marx-Allee. Ich spürte schnell, dass diese Gegend anders ist, begann, mir darüber Gedanken zu machen, schaffte es aber nicht, dieses Gefühl weiter zu beschreiben oder gar zu definieren. Im Januar 2018 wagte ich einen ersten Versuch, der Allee auf die Schliche zu kommen: Ich begab mich auf den ersten (bewussten!) Spaziergang durch die Straße, die an diesem Tag ziemlich kalt und dunkel war, wie leergefegt wirkte. Im Gepäck hatte ich nur ein Paar Handschuhe, zwei Schwarz-Weiß-Filme und meine kleine, analoge Kamera. Mit deren Hilfe entstand die Fotoserie monochrom, bestehend aus zehn Doppelbelichtungen, die die Architektur der Magistrale zeigen sowie begleitenden Texten, die auch thematisch einen ersten Schritt in Richtung Bachelorarbeit machten. 
Das wusste ich damals allerdings noch nicht.

               Im Hier und Jetzt angekommen, machte ich es mir zur Aufgabe, die damaligen Denkansätze fortzuführen, um sie im Abschluss meines Studiums enden zu lassen. Ich begab mich also erneut auf einen Spaziergang durch die Allee, wobei es diesmal nicht bei einem einzigen geblieben ist, da ich das Spazierengehen zu meiner Forschungsmethode erklärte. Um die Gegenwart der Allee zu verstehen, traf ich mich mit fünf Bewohnern und lief mit ihnen auf und ab, stellte Fragen, wenn es nötig war und lauschte ihren Geschichten und persönlichen Anekdoten. So entstand in fünf dichten Beschreibungen im Geertz’schen Sinne ein multi-perspektives Portrait der Allee, das aufzeigt, welche Spuren von urbanen Transformationsprozessen in der Straße zu finden
 sind und welche Taktiken die Bewohner im Umgang mit ihnen entwickeln.

               Um die Kapitel der Spaziergänge zu rahmen, führen neben einer Herleitung meiner Methode eine Zusammenfassung 
der Geschichte der Allee sowie Grundlagen zur relationalen Raumtheorie in die Thematik ein. Abschließend werden relevante Erkenntnisse der dichten Beschreibungen kontextualisiert und damit in einen gesamtgesellschaftlichen Rahmen überführt. 
Dabei verfolgt diese Arbeit nicht den Anspruch, alles abzubilden, was für ein allumfassendes Verständnis der Karl-Marx-Allee notwendig ist. Sie ist vielmehr eine Sammlung von essayistischen Eindrücken, theoretischem Wissen und Erkenntnissen, die nebeneinander gereiht sind und nicht zwingend linear gelesen werden müssen. Damit hängen sie allerdings keineswegs lose nebeneinander, sondern bedingen sich vielmehr gegenseitig: Das verbindende Momentum der Erzählstruktur folgender Seiten
ist die Einheit der Straße. Hier begannen und enden sie, hier schrieb ich sie auf.
gedanken & gänge
Published:

gedanken & gänge

Published: