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Lighthouse Story 1, Der Misanthrop, Animation

Lighthouse Story N°1
 Der Misanthrop (The Misanthropist), gezeichnete Animation, 2011
Auszüge aus Lighthouse Story N°1, Der Misanthrop (The Misanthropist)
Die Arbeiten Lighthouse Story N°1, Der Misanthrop (The Misanthropist) (animierte Bleistift-Zeichnung, 1:55 min.) und Lighthouse Story N°2, Fliegender Fisch (Volans) (dieselbe Technik, 1:45 min.) entstanden 2011 und wurden erstmals in der Gruppenausstellung Arbeiten auf Papier, 12.11.-18.12.2011 in den Ausstellungsräumen des Caspar-David-Friedrich-Zentrums in Greifswald gezeigt.

Die Animationen sind Teil der Lighthouse Stories (Leuchtturm-Geschichten), einer nach und nach anwachsenden Serie von Animati onsfi lmen, deren gemeinsames Bild- und Erzählmoment ein Leuchtt urm ist. Verschiedene reale, sowie fiktive Situationen, Aufgaben, Umfelde, Kontexte und (Un)Möglichkeiten eines Leuchtturms bilden dabei die Rahmenerzählung der einzelnen Themen.

Ausgangspunkt der Lighthouse Stories ist das Gesellschafts-Krimiratespiel Black Stories von Holger Bösch, erstmals erschienen 2004 (dieselbe Spielidee ist jedoch auch unter anderen Namen bekannt). In diesem Spiel, einem Lateral, geht es darum, durch Ja-Nein-Fragen und freies Assoziieren den Hergang einer scheinbar paradoxen Kriminalstraftat (meist Mord) zu erraten. Die Ausgangslage zum Raten bilden dabei lediglich sehr wenige, zusammenhanglos klingende Fakten, die die Endsituati on der zu erratenden Kurzgeschichte umreißen. Die Fragen zum Rätselkrimi werden von einem/r Spielleiter/in beantwortet, der/die als einzige/r die Hintergrundgeschichte kennt. Auch die Animationsfilme der Lighthouse Stories bieten Ratepotential für den Betrachter.
In humorvollen, fiktiven Kurzgeschichten werden unterschiedliche (menschliche) Abgründe preisgeben und Umgangs- oder Lösungsmöglichkeiten für unverständliche Probleme und Rätsel der Menschheit angeboten. 

In der Animation Der Misanthrop sieht der Betrachter zuerst eine Nahaufnahme eines Leuchtturms, mittig im Bild, mit um sich kreisendem Lichtstrahl. Hin und wieder erfährt der Leuchtturm eine Erschütterung und neigt sich dabei um wenige Grade abwechselnd nach links und rechts. Dann zoomt das Bild aus und der Leuchtturm wird als Teil einer Szene erkennbar: von rechts ragt eine angeschnittene Erdkugel ins Bild, diagonal von der Erdkugel abstehend ist nun, in der linken Bildseite (ungefähr im Goldenen Schnitt geteilt), der Leuchtturm aus dem Anfangsbild zu sehen. Nur wird erst jetzt die Höhe des Turms klar, die deutlich von der durchschnittlichen und erwarteten Leuchtturm-Höhe abweicht. Der Leuchtturm ist viel zu hoch, als dass der Lichtstrahl Schiffe lenken könnte – auf Leuchtturmspitzen-Höhe ist es somit auch heller als auf der Erde. Die Erdkugel zeigt keine Landmasse, sondern nur Wasser und immer mehr und mehr Schiffe, die darauf herumfahren und – ohne Orientierung – gegeneinander, oder gegen den Leuchtturm fahren und dann feststecken und mit den Wellen auf und ab wogen, oder untergehen. Um die angeschnittene Kugel herum ziehen Wolken. Im Bildhintergrund ist ein regelmäßig schnell flackender, gestrichelter Himmel zu sehen. Erdkugel, Leuchtturm, Wolken, Wellen und Schiffe stehen in keinem natürlichen Größenverhältnis zueinander. Der Planet wirkt zu klein für alle anderen Objekte. Zum Ende der Animation fahren sehr viele Schiffe gleichzeitig ins Bild. Doch dann blendet der erwartete Höhepunkt der Klimax vorzeitig in Schwarz aus. 

Die einzelnen Bild-Situationen in der Animation werden von Geräuschen begleitet und unterstützt. Die Erschütterung des Leuchtturms von einem metallen klingenden Klonk-Geräusch, das Drehen des Leuchtfeuers von einem menschlichen Rülpsgeräusch, der Blick auf die von Schiffen befahrene Erdkugel von fern klingenden maritimen Geräuschen (Möwengeschrei, unverständliche Schiffsansage). 

In der Animation Der Misanthrop geht es um das Phänomen des Menschenhassens, oder -Verachtens. Gezeigt wird die (in)direkte Macht, die selbst noch, oder gerade erst, aus der gesellschaftlichen Isolation des/r Leucht- turmwärters/in ausgeübt werden kann. Die Aufgabe eines Leuchtturms, mit Lichtsignalen Schiffen das Umfahren gefährlicher Stellen im Gewässer zu ermöglichen, wird hier aufgehoben. Der Leuchtturm stellt statt dessen selbst einen gefährlichen Punkt dar, ohne vor sich selbst zu warnen.
In der Ausstellung Arbeiten auf Papier, 12.11.-18.12.2011 in den Ausstellungsräumen des 
Caspar-David-Friedrich-Zentrums in Greifswald
Lighthouse Story 1, Der Misanthrop, Animation
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Lighthouse Story 1, Der Misanthrop, Animation

Die Arbeit Lighthouse Story N° 1, Der Misanthrop (animierte Bleistift-Zeichnungen, 1:55 min) entstand 2011 und wurde erstmals in der Gruppenausst Read More

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