Everybody knows those little compulsions which accompany us in our daily lives.
But those whims are harmless compared against the obsessive-compulsive disorder
which can determine and destory whole lifes.
Four individual cases of obsessive-compulsive disorder are presented and explained visually through vinyl records and their covers under the label »Zwangsweisen«. 
The respective compulsion is completly adjusted and can be expierenced through
the design and conception of each record.
The aim of this work is to move this relativly unknown illness into the
consciousness of the people.
 
Jeder von uns kennt die kleinen Zwänge, die uns im Alltag begleiten. Doch
diese Marotten sind harmlos, im Vergleich zu krankhaften Zwangsstörungen
die das ganze Leben bestimmen und zerstören können.
Vier Einzelschicksale die jeweils unter verschiedenen Zwangserkankungen
leiden, werden durch Schallplatten und deren Cover visuell unter dem fiktiven
Label »Zwangsweisen« präsentiert und erklärt. Die Gestaltung und Konzeption
der Schallplatten ist komplett dem jeweiligen Zwang angepasst und macht sie
so direkt erfahrbar. 
Das Ziel dieser Arbeit ist es, diese recht unbekannte Erkrankung stärker
ins Bewusstsein der Menschen zu rücken.
 
 
 
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GEDANKENSTAPEL
// WIEDERHOLZWANG
Der Wiederholzwang ist ein Ritual, bei dem spezifische Handlungen oder Gedanken ständig wiederholt werden müssen. Solange das Ritual nicht ausgeführt wurde,
fühlt sich die betroffene Person unwohl und angespannt.
In meiner Kindheit war ich wie alle anderen, ich war sorglos und glücklich. Wann
sich das geändert hat, kann ich gar nicht mehr mit Sicherheit sagen. Genauso wenig kann ich einen Auslöser für mein heutiges Verhalten nennen. Aber irgendwann begann ich, meine Gedanken zu wiederholen. Wenn mir etwas schlechtes widerfuhr, beruhigte
es mich, meine Gedanken mehrmals durchzugehen.
Heute wiederhole ich an schlechten Tagen mindestens jeden zweiten Gedankengang.
Und diesen nicht nur ein mal, sondern so oft, bis es sich »gut« anfühlt. Das kann nach fünf aber auch erst nach 20 Wiederholungen der Fall sein. Sollte ich die Wiederholungen unterlassen, entsteht ein innerer Druck, der nach einigen Minuten nicht mehr auszuhalten ist. Bis ein Gedanke abgearbeitet ist, versuche ich so wenig neue Gedanken wie möglich zuzulassen. Gelingt mir das nicht, schreibe ich die neuen Gedanken auf kleine Zettel, um sie später wiederholen zu können. Irgendwann sind
es so viele Zettel, dass ich kaum noch in der Lage bin alle abzuarbeiten.
 
 
 
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IM ZAHLENKÄFIG
// ZÄHLZWANG
Bei Zählzwängen verspürt die betroffene Person den irrationalen  Drang,
bestimmte Objekte, die in ihrem Alltag auftauchen, immer wieder zu zählen.
Ich dachte ich sei normal, bis irgendwann die Diagnose kam: Depression, Angstzustände und Zwangsstörungen. Später habe ich verstanden, dass die verschiedenen Krankheiten miteinander verbunden sind. Sie bestärken sich gegenseitig und werden wohl auch
nie verschwinden. Wenn man mich fragen würde welche dieser Krankheiten am schlimmsten ist, ohne zu zögern könnte ich meine Zwänge nennen. Jeden Tag, jede Stunde, jede Minute werde ich mit ihnen konfrontiert. Die meisten meiner Rituale spielen sich
in meinem Kopf ab und haben mit Zahlen zu tun.
Ich zähle Autos, Fenster, Fließen, Pflastersteine und vieles mehr. Die Zahl 7 hat
für mich dabei eine magische Bedeutung, weshalb ich sie häufig in die Zwänge einbaue. Ich kann zum Beispiel nicht jederzeit einen anderen Raum betreten, sondern nur um 12:07, 12:14, 12:21 etc.. Außerdem habe ich den Drang, in Gedanken Rechenaufgaben zu lösen, die direkt oder indirekt mit der Zahl 7 zusammenhängen. Je älter ich wurde, desto weniger konnte ich meine Zwänge verstecken. Heute ist es unmöglich geworden, worunter besonders mein Sozialleben leidet. Ich würde mich gerne den Zwängen entsagen, aber die Angst ist zu groß. Angst wovor? Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nur, dass ich bestraft werde, wenn ich einem Zwang nicht nachgebe.
 
 
 
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VERFLUCHTER VERSTAND
// ZWANGSIMPULS
Zwangsimpulse sind plötzlich auftretende, meist aggressive Gedanken, die sich um schädigende Handlungen gegenüber anderen oder sich selbst drehen. Die Gedanken
des Betroffenen werden jedoch niemals in die Tat umgesetzt.
Ich liebe meinen Sohn. Wirklich. Auch wenn mir das niemand abkaufen wird, nachdem
ich die nächsten Zeilen geschrieben habe. Aber ich bin kein schlechter Mensch, das müsst ihr mir glauben.
Ich habe ständig diesen inneren Drang. Den Drang jemanden etwas Böses anzutun, jemanden zu töten. Das Schlimmste ist, dass es sich bei diesem Verlangen immer
um Menschen dreht, die mir sehr nahe stehen.
Früher musste ich immer daran denken meine Mutter zu töten, die ich eigentlich über alles liebe. Aber ich konnte mich diesen Gedanken nicht verschließen. Oft ertappte ich mich bei der Überlegung sie mit einem Messer zu erstechen, während wir zusammen in der Küche standen. Diese Ideen drängen sich mir auf und ich bekomme sie bis heute nicht aus meinem Kopf.
Mittlerweile beziehen sich diese Gedanken verstärkt auf meinen acht Jahre alten Sohn. Bisher habe ich noch nie einen dieser verfluchten Gedanken in die Tat umgesetzt, aber ich habe große Angst vor mir selbst und befürchte, dass es irgendwann so weit ­kommen könnte. Ich weiß nicht was ich tun soll.
 
 
 
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REGELN DER REINHEIT
// WASCH- UND ORDNUNGSZWANG
Ein Waschzwang bringt die betroffene Person dazu, aus Angst vor Infektion
durch bestimmte Gegenstände, sich und seine Umgebung penibel zu säubern. 
Bei einem Ordnungszwang hat sich die betroffene Person strengen Ordnungs-
kriterien unterworfen, die um jeden Preis eingehalten werden müssen.
Alles begann mit meiner Aversion gegenüber bestimmten Lebensmitteln. Weder visuell, noch durch Geruch oder Berührung wollte ich damit in Kontakt kommen. Also fing ich an, mich und meine Wohnung akribisch zu säubern.
Parallel dazu ordnete ich meinen Besitz nach genauen Mustern. Das entspannte mich, wenn ich durch den Ekel Panikattacken bekam. 
Ich zog mich immer mehr in meine eigenen vier Wände zurück. Jedes Verlassen des Hauses war mit Angst und Ekel verbunden. Je mehr ich putzte, ordnete und sortierte, desto stärker wurde der Drang es noch besser und genauer zu machen. Ich will mein inneres Chaos durch äußere Perfektion ausgleichen.
Meine treuesten Begleiter sind bis heute Feuchttücher und Desinfektionsmittel mit denen ich meine Umgebung und ganz besonders mich selbst säubere. Das hinterlässt natürlich auch körperliche Schäden durch die chemischen Stoffe. Meine Augen brennen und tränen ständig und auch Atemnot ist keine Seltenheit.
Mit der Zeit habe ich sehr viele verschiedene Ordnungssysteme für alle meine Besitz-
tümer entwickelt. Und diese Systeme zu pflegen ist eine Lebensaufgabe. Es kann
schon 15 Minuten dauern, bis ich meine Zahnbürste oder ein anderes Alltagsutensil wieder korrekt und akkurat an den richtigen Platz gelegt habe. Besuch lasse ich mittlerweile gar keinen mehr in meine Wohnung, hauptsächlich aus Angst vor Schmutz und Unordnung die hinterlassen werden könnte. Jegliche soziale Kontakte habe
ich abgebrochen.
Oft beende ich den Tag schon gegen 16 Uhr, denn was soll ich auch noch mit mir anfangen? Also lieber schon mal bettfertig machen, bevor noch etwas schlimmes passiert, was meine Ordnung oder Sauberkeit stören könnte. Ich sehe überhaupt
keinen Sinn mehr in meinem Leben. Wozu soll ich noch aufstehen? Um am nächsten Tag wieder zu säubern und zu sortieren? Andere Ziele oder Perspektiven sind in meinem Leben nicht mehr vorhanden.
ZWANGSWEISEN
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ZWANGSWEISEN

3rd semester Graphic Design Prof. Christoph Barth Faculty of Design University of Applied Sciences Würzburg ________________

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